Im Kampf gegen die Inflation erhöht die amerikanische Notenbank FED Ihren Leitzins erneut um 25 Basispunkte. Was das für die kommende Zinsentscheidung der EZB und den deutschen Immobilienmarkt bedeutet fassen wir hier zusammen.
LIVE-Pressekonferenz FED vom 01.02.2023
Die US Federal Reserve System (Fed) erhöht die Zinsen, um die Wirtschaft zu kontrollieren und zu regulieren. Die Zinsen haben direkten Einfluss auf die Kreditvergabe und die Verbrauchernachfrage. Wenn die Fed die Zinsen erhöht, werden Kredite teurer, was die Verbrauchernachfrage dämpft und die Inflation verlangsamt.
Eine Erhöhung der Zinsen kann auch dazu beitragen, den Überschuss an Liquidität in der Wirtschaft zu reduzieren und den Währungswert zu stärken.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Fed die Zinsen aus einer Vielzahl von Gründen erhöhen kann, darunter eine wachsende Wirtschaft, eine starke Verbrauchernachfrage und eine steigende Inflation. Die Fed beobachtet ständig die wirtschaftliche Lage und trifft ihre Entscheidungen auf der Grundlage ihrer Ziele in Bezug auf Inflation und Beschäftigung.
Die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet nicht direkt aufgrund von Entscheidungen der US Federal Reserve System (Fed), sondern trifft ihre eigenen unabhängigen Entscheidungen, die auf den wirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone ausgerichtet sind.
Allerdings können Entscheidungen der Fed indirekten Einfluss auf die EZB und die wirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone haben. Zum Beispiel können Änderungen der US-Leitzinsen den Währungskurs beeinflussen und den Handel zwischen den USA und der Eurozone beeinträchtigen, was Auswirkungen auf die wirtschaftliche Performance in beiden Regionen haben kann.
Daher beobachtet die EZB die Entwicklungen in der Weltwirtschaft, einschließlich Entscheidungen der Fed, aber trifft ihre eigenen Entscheidungen auf der Grundlage der wirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone und ihrer Ziele in Bezug auf Inflation und Wirtschaftswachstum.
Der Leitzins, den die Zentralbank festlegt, hat indirekten Einfluss auf die Baufinanzierungszinsen. Die Zentralbank nutzt den Leitzins als Instrument, um die Geldmenge in der Wirtschaft zu regulieren und den Kreditbedarf zu beeinflussen. Eine Erhöhung des Leitzinses kann dazu führen, dass Banken höhere Zinsen für Kredite berechnen, einschließlich Baufinanzierungen.
Allerdings gibt es viele andere Faktoren, die die Zinsen für Baufinanzierungen beeinflussen, wie beispielsweise die allgemeine Wirtschaftslage, das Risiko für den Kreditgeber und die Kosten für das Bankensystem. Daher kann eine Erhöhung des Leitzinses nicht automatisch zu einer Erhöhung der Baufinanzierungszinsen führen, sondern kann lediglich einen Teil dazu beitragen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Baufinanzierungszinsen von Bank zu Bank unterschiedlich sein können und dass es ratsam ist, Angebote von mehreren Banken zu vergleichen, um die besten Bedingungen zu finden.
Das ifo Institut prognostiziert weitere Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) in den kommenden Monaten. Die Inflation hat im Laufe des Jahres 2022 an Breite gewonnen und hat sich auf eine Vielzahl von Produkten ausgeweitet, was den Handlungsdruck für die EZB erhöht, laut ifo-Inflationsexperte Sascha Möhrle.
Im letzten Quartal des Jahres 2022 stiegen 74 von 109 Waren und Dienstleistungen, die im deutschen Verbraucherpreisindex enthalten sind, über 4 Prozent und 28 Waren und Dienstleistungen sogar über 10 Prozent. Unter anderem Flugtickets, Schreibwaren, PKWs und Pauschalreisen haben sich besonders stark verteuert, so Möhrle.
Im Jahr 2023 erwartet das ifo Institut eine Abkühlung des Preisanstiegs, aber die Kerninflationsrate, ohne Energie und Nahrungsmittel, bleibt in Deutschland bei 4,9 Prozent, über dem Ziel von 2 Prozent der EZB. Da eine ähnliche Entwicklung im Euro-Währungsgebiet absehbar ist, wird die EZB wahrscheinlich weiter an der Zinsschraube drehen. Das ifo Institut erwartet, dass die Zinsen bis zum Sommer auf 4 Prozent ansteigen werden, sagt Möhrle.
*Quelle: Ifo-Institut - www.ifo.de
Update Feb. 04, 2023
Um der Inflation in der Eurozone entgegenzuwirken, hat die Europäische Zentralbank beschlossen, den Leitzins anzuheben. Die Währungshüter gaben bekannt, dass der Zins um 0,5 Prozentpunkte auf 3% ansteigen wird, nach ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung in Frankfurt. Dies ist bereits der fünfte Zinsanstieg in Folge und kommt nach der letzten Erhöhung im Dezember um 0,5 Prozentpunkte. Der aktuelle Zinssatz in der Eurozone erreicht damit den höchsten Stand seit Ende 2008.
Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat auf einer Pressekonferenz in Frankfurt bekannt gegeben, dass der Kampf gegen die hohe Inflation noch nicht abgeschlossen ist. Sie betonte, dass die EZB ihre geldpolitische Strategie beibehalten und die Zinssätze weiterhin signifikant und kontinuierlich anheben wird. Eine weitere Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte wurde für die Sitzung im März in Aussicht gestellt, gefolgt von einer Überprüfung des weiteren Kurses.
Obwohl die Inflationsrate in der Eurozone im Januar auf 8,5% zurückgegangen ist, nach 9,2% im Dezember, und sich somit bereits den dritten Monat in Folge abschwächte, gibt die EZB keine Entwarnung. Denn die Kerninflation, bei der schwankende Preise wie Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak bereits herausgerechnet wurden, blieb bei 5,2%. Die EZB ist besorgt, dass die hohe Inflation sich verfestigen und die langfristigen Inflationserwartungen aus dem Kurs bringen könnte. Die Zentralbank strebt mittelfristig eine Inflation von 2% an und wird daher die Zinsen kontinuierlich erhöhen, bis sie auf einem restriktiven Niveau verharren, das eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation auf 2% garantiert. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass die Notenbank alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen werde, um dies zu erreichen.
Die jüngste Zinsanhebung der EZB wird in Deutschland positiv aufgenommen. Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, erklärte, dass die Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte richtig sei und dass weitere Schritte in diesem Umfang folgen müssten. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bezeichnete die Zinsentscheidung als unvermeidlich, da die Kerninflation weiter ansteigt. Der Chefvolkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Andreas Bley, betrachtet den Inflationsdruck im Euroraum als noch zu hoch und begrüßte die Zinserhöhung. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, begrüßte die Leitzinsanhebung ebenfalls und nannte die Ankündigung einer weiteren Erhöhung im März bemerkenswert. Der Bundesverband deutscher Banken drückte die Hoffnung aus, dass die europäischen Währungshüter auch die längerfristigen Inflationserwartungen besser begrenzen und kontrollieren können.
Laut Zentralbankchefin Christine Lagarde hat sich die Wirtschaft als widerstandsfähiger erwiesen als erwartet und dürfte sich in den kommenden Quartalen erholen. Sie verwies auf den Optimismus in den Unternehmen, die nachlassenden Engpässe und die stabile Gasversorgung. Eine Umfrage der EZB ergab, dass die Banken den Zugang zu Krediten stärker einschränken als seit 2011 und dass die Risiken für eine höhere Inflation nicht mehr so ausgeprägt seien. Die Lage hat sich ein wenig entspannt, weil die Energiepreise gefallen sind, aber es ist nicht ausgemacht, ob die Inflationsraten auch schnell fallen werden.