Bundesbauministerin Klara Geywitz hat das neue Förderprogramm "Wohneigentum für Familien" (WEF) vorgestellt, das als Nachfolger für das Baukindergeld konzipiert ist. Hohe Zinsen und Baukosten erschweren vielen Familien den Traum von den eigenen vier Wänden. Die Bundesregierung plant nun Unterstützung in Form von günstigen Krediten, um Abhilfe zu schaffen. Allerdings wird von Experten bemängelt, dass die Kriterien für die neue Förderung zu restriktiv sind.
Ab Juni können Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen zinsgünstige Kredite von der Förderbank KfW erhalten, wenn sie ein klimafreundliches Haus bauen möchten. Zum Start des Programms beträgt der Zinssatz 1,25 Prozent, was im Vergleich zu den marktüblichen Zinsen von derzeit etwa 3,5 Prozent für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung deutlich günstiger ist. Laut Bauministerin Klara Geywitz könnten Familien mit zwei Kindern beim Bau eines besonders klimafreundlichen Hauses etwa 40.000 Euro einsparen. Das neue Programm stellt somit eine verlässliche Unterstützung für Eigentümer dar und macht klimafreundliche Bauprojekte planbar und bezahlbar.
Diese Maßnahme ist auch eine Reaktion auf den rückläufigen Neubau von Einfamilienhäusern. Aufgrund der stark gestiegenen Zinsen und hohen Materialkosten haben sich viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert gefühlt, wie Geywitz betont. Diese Verunsicherung hat dazu geführt, dass zahlreiche Kalkulationen von Familien hinfällig wurden. Das neue Förderprogramm setzt genau hier an.
Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind haben Anspruch auf die neue Förderung. Das zu versteuernde Haushaltseinkommen darf maximal 60.000 Euro betragen, wobei sich diese Grenze um 10.000 Euro für jedes weitere Kind erhöht. Dies bedeutet, dass etwa drei Viertel aller Haushalte in Deutschland anspruchsberechtigt sind.
Dennoch wird die Einkommensgrenze als Hauptkritikpunkt genannt. Wohnungsmarktforscher Matthias Günther vom Pestel-Institut der Funke Mediengruppe äußerte die Ansicht, dass für den Erhalt der Förderung ein niedriges Einkommen und gleichzeitig Vermögen erforderlich seien. Michael Neumann von Dr. Klein, einem Kreditvermittler, kritisierte, dass sich trotz der Förderung nur wenige die geforderten Standards für Energieeffizienz leisten könnten. Geywitz betonte, dass man sich am Durchschnittseinkommen der Antragsteller des Baukindergeldes orientiert habe, das unter 60.000 Euro lag.
Die Förderung gilt nur für Familien, die das Haus selbst bewohnen möchten und kein anderes Wohneigentum besitzen. Ferienwohnungen und Zweitwohnsitze werden nicht gefördert. Um Deutschlands Klimaschutzziele zu erreichen, werden die Kredite nur für Neubauten mit einem geringen CO2-Fußabdruck vergeben. Die Gebäude müssen mindestens den EH40-Standard erfüllen, was bedeutet, dass sie nur 40 Prozent der Energie eines Standardhauses verbrauchen dürfen. Um eine höhere Förderstufe zu erreichen, müssen die strengeren Kriterien für das Qualitätssiegel "Nachhaltiges Gebäude" erfüllt werden.
Die Höhe der Förderung hängt von der Klimafreundlichkeit des Hauses und der Anzahl der Kinder ab. Zum Start des Programms beträgt der Zinssatz für einen Kredit mit einer Laufzeit von bis zu 35 Jahren und einer zehnjährigen Zinsbindung 1,25 Prozent. Diese Summe kann jedoch variieren. In der niedrigeren Förderstufe können Familien mit ein oder zwei Kindern maximal 140.000 Euro zu günstigen Konditionen aufnehmen. Diese Summe steigt bei fünf Kindern auf 190.000 Euro. Wer noch klimafreundlicher baut, kann mit ein oder zwei Kindern bis zu 190.000 Euro erhalten, während Familien mit fünf Kindern bis zu 240.000 Euro erhalten können.
Für dieses Jahr stehen mindestens 350 Millionen Euro bereit, um die günstigen Kredite zu ermöglichen. Informationen über die Mittel für die Folgejahre können derzeit noch nicht genannt werden, da der Bundeshaushalt für 2024 noch in Bearbeitung ist.
Auch Käufer von neugebautem klimafreundlichem Wohneigentum können von den günstigen Krediten profitieren. Allerdings müssen die Gebäude innerhalb eines Jahres nach der Bauabnahme erworben werden und auch die Klima- und Effizienzstandards erfüllen. Dennoch gibt es Kritik, da es aufgrund der aktuellen Einkommensgrenze in vielen Städten schlichtweg nicht möglich sei, eine geförderte Immobilie zu erwerben. Die Kaufpreise seien für viele potenzielle Bauherren einfach zu hoch. Finanzierungsvermittler fordern auch Unterstützung für die Umwidmung und Aufstockung bestehender Immobilien.
Um einen günstigen Kredit zu beantragen, muss man mit einem Energieeffizienz-Experten zusammenarbeiten. Dieser überprüft und bestätigt die Einhaltung der Anforderungen. Der Kreditantrag wird dann vor Baubeginn bei einer Bank, Sparkasse, Bausparkasse oder einem Finanzvermittler gestellt.